- Eigentlich sollten die Renten in Deutschland so stark wie seit den 80er Jahren nicht mehr steigen
- Doch dann kam die Ampel, die laut Koalitionsvertrag den Nachholfaktor einführen will
- Wir zeigen, wie sich das auf die geplante Erhöhung ihrer Rente auswirken wird
Es war eine unangenehme Überraschung für Millionen Rentner und Rentnerinnen. Die satte Rentenerhöhung für 2022 wird doch geringer ausfallen als gedacht. Grund dafür ist der Nachholfaktor, den die Ampelparteien laut Koalitionsvertrag wieder einführen wollen.
Ursprünglich war erwartet worden, dass Rentner und Rentnerinnen im kommendes Jahr im Westen 5,2 Prozent und im Osten sogar 5,9 Prozent mehr bekommen sollten. Doch wie Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) jüngst gegenüber der "Bild"-Zeitung verkündete, ist davon auszugehen, dass sich beide Werte um 0,8 Prozentpunkte verringern werden.
Bei einer Rente von 1300 Euro im Monat ist das schon eine Differenz von mehr als zehn Euro monatlich. Die Tabelle zeigt die Unterschiede für verschiedenen Rentenhöhen mit und ohne Nachholfaktor (NF).
Rente im Westen - Tabelle mit und ohne Nachholfaktor
Rente (West) 2021 | Rente 2022 mit NF | Rente 2022 ohne NF |
2000 € | 2088 € | 2104 € |
1800 € | 1879,2 € | 1893,6 € |
1600 € | 1670,4 € | 1683,2 € |
1400 € | 1461,6 € | 1472,8 € |
1200 € | 1252,8 € | 1262,4 € |
1000 € | 1044 € | 1052 € |
800 € | 835,2 € | 841,6 € |
Rente im Osten: Tabelle mit und ohne Nachholfaktor
Rente (Ost) 2021 | Rente 2022 mit NF | Rente 2022 ohne NF |
2000 € | 2102 € | 2118 € |
1800 € | 1891,8 € | 1906,2 € |
1600 € | 1681,6 € | 1694,4 € |
1400 € | 1471,4 € | 1482,6 € |
1200 € | 1261,2 € | 1270,8 € |
1000 € | 1051 € | 1059 € |
800 € | 840,8 € | 847,2 € |
Rente: Wie funktioniert der Nachholfaktor?
Der Nachholfaktor soll dafür sorgen, dass sich der Rentenwert nicht unabhängig vom Durchschnittslohn aller Versicherten entwickelt. Wenn alle Versicherten weniger verdienen, zahlen sie auch weniger in die Versicherung ein. Dann müssten eigentlich auch die Rentner und Rentnerinnen weniger bekommen, denn schließlich ist weniger Geld vorhanden. Genau das aber verhindert wiederum die Rentengarantie, die 2009 im Zuge der Finanzkrise eingeführt wurde.
Heißt: Auch wenn die Löhne wie jetzt aufgrund der Corona-Pandemie sinken, werden die Renten nicht direkt gekürzt, sondern bis zur nächsten Erhöhung gewartet und diese verringert – eine nachgeholte Kürzung. Allerdings hatte die schwarz-rote Koalition den Nachholfaktor von 2018 bis Juni 2026 ausgesetzt. Damit soll nun Schluss sein.
- Auch interessant: Diese Berufe gehen besonders früh in Rente
Rente: So beurteilen Experten die Wiedereinfühung des Nachholfaktors
Der frühere Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, Lars Feld, hält es für sinnvoll, dass die Renten im kommenden Jahr weniger stark steigen sollen als bisher erwartet. Feld sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Es kann nicht sein, dass die Rentnerinnen und Rentner über eine Rentengarantie von Rentenkürzungen im Zuge einer Rezession verschont bleiben, dann aber von der danach wieder steigenden Lohnsumme mit massiven Rentensteigerungen profitieren"
Ohne den Nachholfaktor wären die Rentnerinnen und Rentner absolute Krisengewinnler, sagt Feld. "Die Beschäftigten tragen hingegen die volle Last der Rezession und müssten ohne Nachholfaktor auch noch dauerhaft stärker für die Rentenversicherung aufkommen."
- Frührente: So können sie schon mit 63 in den Ruhestand gehen
- Wie viel wird abgezogen? So viele Abzüge gibt es bei der Rente mit 63 für Ihren Jahrgang
- Richtig berechnen: So berechnen Sie die Rente mit 63 richtig
- Einkommenssteuer: Welche Renten am stärksten besteuert werden
- Wie viel Rente bekomme ich? Mit dieser Formel berechnen Sie die Höhe Ihrer Rente
- Altervorsorge: Wann lohnt sich eine Immobilienrente?
- Zusatzverdienst: Das müssen Rentner mit Nebenjob beachten
- Rentenerhöhung: Berechnen Sie selbst - So stark wird Ihre Rente erhöht
- Szenario: Was passiert, wenn Sie kurz vor der Rente arbeitslos werden?
Bundesarbeitsminister Heil verwies zudem darauf, dass die Rentenerhöhung trotz Nachholfaktor für 2022 weiterhin über vier Prozent steigen würden. "Das ist immer noch sehr ordentlich", sagte Heil.
Kritik kam hingegen vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Vorstandsmitglied Anja Piel sagte: "Das Wiedereinsetzen des Nachholfaktors wird praktisch dafür sorgen, dass Renten langsamer steigen als Löhne und so Rentnerinnen und Rentner noch weiter von der Entwicklung der Löhne abgekoppelt werden." (jas mit dpa)
- Was ändert sich alles? Welche Änderungen die Ampel im Koaltionsvertrag bei der Rente plant
- Neue Pläne: Nachholfaktor soll eingeführt werden - Das hat gravierende Folgen für Rente
- Weniger Geld: So viel kostet Sie der Nachholfaktor
- Erhöhung: Renten steigen stark an
- 2022 könnte sich lohnen: Darum ist das nächste Jahr ein gutes für die Rente ohne Abzüge
- Grundrente kommt: Wer jetzt Hunderte Euro mehr Rente bekommt
- Wer profitiert? Grundrente sorgt für Zweifel - Viele gehen leer aus
- Wie viel muss ich verdienen? So hoch muss Ihr Gehalt für eine gute Rente sein
- Neue Regeln: Das ändert sich jetzt beim Steuerbescheid
- Wie lange arbeiten? So lange müssen Sie für eine Rente ohne Abzüge arbeiten
- Was beachten? Die wichtigsten Tipps für die Steuererklärung bei der Rente
- Wichtige Tipps: Steuererklärung bringt Geld - So holen Sie Tausende Euro mehr aus der Rente raus
- Verhandlung: Mann gibt sich als 101-Jähriger aus - und fordert Rente
Fragen zum Artikel? Mailen Sie uns: redaktion.online-bzv@funkemedien.de