- Die Rente mit 63 ist in Deutschland eine beliebte Option, um früher in den Ruhestand zu gehen
- Das Problem: In den meisten Fällen werden dabei Abzüge fällig
- Es gibt jedoch Ausnahmen: Wir zeigen, wie Sie ohne Abzüge mit 63 in Rente gehen können
Ein Großteil der Arbeitnehmer in Deutschland will nicht bis zum Erreichen der Regelaltersgrenze warten, bis sie in Rente gehen. Nach Erhebungen aus dem Jahr 2020 lag das Durchschnittsalter der Menschen zu Beginn des Ruhestandes bei rund 64 Jahren.
Wer früher in Rente geht, hat mehr vom Ruhestand. Zumindest zeitlich gesehen. Denn wer früher in Rente geht, bekommt auch weniger Geld. Zudem kann auch nicht jeder einfach die Frührente beantragen. Was Sie über den vorgezogenen Ruhestand wissen sollten, klärt unsere Übersicht. Lesen Sie hier: So viel wird Ihnen bei Ihrem Jahrgang von der Rente mit 63 abgezogen.
Rente mit 63: Wie beantrage ich Frührente?
Generell muss jede gesetzliche Rente beantragt werden, damit die Auszahlung beginnt. Wenn die Voraussetzungen für eine Frührente erfüllt sind, empfiehlt die Deutsche Rentenversicherung (DRV) den Antrag mindestens drei Monate vor dem geplanten Beginn der Rente zu stellen.
Dafür werden auf jeden Fall die Rentenversicherungsnummer, ein Ausweis oder eine Geburtsurkunde, die Steueridentifikationsnummer, ein Nachweis über Kranken- und Pflegeversicherung sowie eine internationale Kontonummer benötigt. Dazu kommen weitere individuelle Nachweise, über die die DRV auf ihrer Homepage informiert.
Welche Arten von Frührente gibt es?
Der Begriff "Frührente" an sich ist etwas irreführend. Häufig ist mit Frührente die "Rente mit 63" gemeint, die im Beamtendeutsch wiederum als "Altersrente für besonders langjährig Versicherte" bezeichnet wird. Es gibt aber auch andere Bedingungen unter denen man früher als das Regelalter in Rente gehen kann. Dabei handelt es sich dann aber meistens um eine Erwerbsminderungsrente. Lesen Sie hier: Diese Berufe gehen besonders früh in Rente.
Zudem gibt es bestimmte Berufsgruppen wie Beschäftigte bei der Feuerwehr oder im Bergbau, die aufgrund hoher Arbeitsbelastung einen niedrigeres Renteneintrittsalter haben. Lesen Sie hier: Rentenerhöhung für 2022 erwartet.
Wie funktioniert die "Rente mit 63"?
Die "Rente mit 63" gibt es in Deutschland ohne Abzüge tatsächlich nur für Personen, die vor 1953 geboren sind. Denn für die Jahrgänge danach wird das Renteneintrittsalter von 65 Jahren schrittweise auf 67 Jahre angehoben. Diese Grenze gilt dann für alle, die ab 1964 geboren sind. Für sie müsste es dann korrekterweise "Rente mit 65" heißen. Lesen Sie hier: So erfüllen Sie sich den Traum von einer früheren Rente.
Egal ob mit 63 oder 65 die zweite Voraussetzung, um ohne Abzüge in Frührente gehen zu können, ist die Anzahl der Versicherungsjahre. Wer 45 Jahre und damit eben "besonders langjährig" rentenversichert ist, bekommt die volle Altersrente. Für die Anzahl der Versicherungsjahre zählt nicht nur jeder Monat, in dem man einer regulären Arbeit nachgegangen ist. Es zählen beispielsweise auch Monate, in denen man freiwillig in die Rentenversicherung einbezahlt hat. Weiterhin kann angerechnet werden:
- Freiwilliges soziales Jahr, Wehr- und Zivildienst
- Kindererziehungszeit bis zum zehnten Lebensjahr
- Pflegezeit eines Angehörigen
- Auch Zeiten der Arbeitslosigkeit oder Zeiten in denen Krankengeld gezahlt wurde, werden unter bestimmten Voraussetzungen einberechnet
Rente mit 63: Wie funktioniert die Frührente mit Abzügen?
Es gibt auch die Möglichkeit in Frührente zu gehen, wenn man nur 35 Jahre in die Rentenversicherung eingezahlt hat. Dann gilt man aber "nur" als "langjährig versichert" und muss mit Abzügen rechnen. Für jeden Monat, den man vor der Regelaltersgrenze in den Ruhestand geht, wird die Rente um 0,3 Prozent gekürzt. Insgesamt ist die maximale Kürzung aber auf 14,4 Prozent gedeckelt. Dazu interessant: So beantragen Sie die Rente mit 63 - wer es machen kann?
Die Rente wird bei einem frühzeitigen Ruhestand zusätzlich zu den prozentualen Kürzungen weiter vermindert. Denn in den bis zur Regelaltersgrenze fehlenden Monaten, wird dann kein Pflichtbeitrag mehr in die Rentenversicherung eingezahlt. Die Erhöhung der Rente durch diese Beiträge bleibt also aus.
Die Abzüge bleiben die komplette Rentenzeit über bestehen und werden nicht hochgestuft, wenn der Beitragsempfänger die Regelaltersgrenze erreicht.
- Lesen Sie dazu auch: Rente mit Nebenjob aufbessern – Darauf müssen Sie unbedingt achten
Allerdings gibt es die Möglichkeit, diese Abzüge mittels freiwilliger Zahlungen im Vorhinein ganz oder teilweise auszugleichen. Zum Beispiel würde bei einer Bruttorente von 800 Euro im Monat in den alten Bundesländern und einem Jahr vorzeitigem Rentenbeginn die Rentenminderung 3,6 Prozent oder 28,80 Euro betragen.
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Rente in Deutschland - Fakten und Geschichte
- System: Die gesetzliche Rente funktioniert nach dem Äquvivalenz- und dem Solidarprinzip.
- Renten-Arten: Es gibt noch die Grund-, die Erwerbsminderungs- und die Hinterbliebenenrente.
- Ausnahmen: Eine große Mehrheit der Selbstständigen und Freiberufler sind von der Versicherungspflicht befreit.
- Finanzierung: Die gesetzliche Rente in Deutschland ist grundsätzlich umlagenfinanziert.
- Probleme: Die Probleme der Unterfinanzierung ergeben sich hauptsächlich aus der zunehmend älter werdenden Bevölkerung in Deutschland.
- Drei Säulen: Die Altersvorsorge in Deutschland fußt auf drei Säulen. Dazu gehören die gesetzliche, betriebliche und die private Altersvorsorge.
- Ursprung: Sie wurde am 22. Juli 1889 unter Reichskanzler Otto von Bismarck offiziell eingeführt.
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Zum vollen Ausgleich dieser Minderung müsste ein Betrag von rund 6750 Euro in die Rentenversicherung eingezahlt werden. Derartige Ausgleichszahlungen können ab dem 50. Lebensjahr geleistet werden.
(jas mit dpa)
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