Berlin. Genesenenzertifikate sind nur noch drei statt sechs Monate gültig. Nicht alle sind damit einverstanden. Die Meinungen der Kritiker.

Die Omikron-Variante des Coronavirus breitet sich immer weiter in Deutschland aus. Sie ist auch der Grund dafür, dass das Robert-Koch-Institut (RKI) den Genesenenstatus verkürzt hat. Galt man zuvor nach einer überstandenen Corona-Infektion noch sechs Monate lang als genesen, ist man es jetzt nur noch drei Monate. Laut Gesundheitsministerium bestünde durch Omikron ein höheres Risiko, danach erneut zu erkranken oder Corona zu übertragen.

Doch mit der Entscheidung des RKI sind nicht alle einverstanden. Gerade in der CDU regt sich Kritik gegen die Verkürzung des Genesenenstatus. Wir haben einige der kritischen Stimmen gesammelt.

Reiner Haseloff (CDU), Ministerpräsident Sachsen-Anhalt

Im Gespräch mit der "Welt" kritisiert Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) die Maßnahme als politisch: "Es darf nicht sein, dass die Wissenschaft instrumentalisiert wird, um politisch etwas durchzusetzen. Die Politik muss aufpassen, dass sie nicht weiter an Glaubwürdigkeit verliert. So weitreichende Entscheidungen, wie sie das RKI getroffen hat, erfordern Abstimmung, und sie müssen auf einer soliden wissenschaftlichen Grundlage erfolgen."

Tobias Hans (CDU), Ministerpräsident Saarland

Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) kritisiert die Art und Weise, wie die Regeländerung kommuniziert wurde: "Nach all den langen Monaten in der Pandemie ist eine klare Kommunikation umso wichtiger", erklärt Hans der "Welt": "Hier muss man vorsichtig und sensibel vorgehen".

Matthias Fischbach (FDP), Bundestagsabgeordneter

Auf Twitter beschwert sich der FDP-Bundestagsabgeordnete Matthias Fischbach über die Änderung des Genesenenstatus: "Die drastische Verkürzung des Genesenenstatus durch das RKI finde ich befremdlich. Nicht nur, weil überzeugende wiss. Begründung fehlt, der Entscheidungsprozess wirkt insgesamt intransparent. Ich möchte wissen, wer dafür die Verantwortung trägt!"

Hendrik Streeck, Virologe

Der Bonner Virologe Hendrik Streek erklärte der "Welt", dass es natürlich dem RKI überlassen sei, die Genesenen-Regeln zu bestimmen: "Aber wir müssen wirklich aufpassen, dass die Entscheidungen auf fundiertem Wissen basieren und nicht willkürlich getroffen werden. In der Schweiz wurde der Genesenen-Status jüngst aus guten Gründen auf zwölf Monate verlängert. Dass eben jener Status in Deutschland auf drei Monate verkürzt wird, ist aus meiner wissenschaftlichen Erkenntnis nicht erklärbar."